1. Tag: Pralong – Col de la Meina – Pic d’Artsinol – Evolène (ein Tag chez les Welsch)
Voller Vorfreude steigen wir in Sion ins Postauto, das uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung bringt. Auf der gegenüberliegenden Talseite grüssen die sonnigen Dörfer Nax, Vernamiege, Mase und St. Martin wie an den Hang gemalt. Bei Heremence biegt das Postauto ins Val d’Heremce ab und somit sehen wir die berühmten Pyramiden von Euseigne nicht; oder wie Priska sagte die «Dames coiffées».
Kurz vor der Grand-Dixence-Staumauer erreichen wir den Weiler Pralong auf 1'600 Meter. Auf dem Wegweiser wird unser 1. Etappenziel Col de la Meina mit 3h10 Marschzeit angegeben. Köbi: Iso lang bin ich hiir no nie gluffe.
Wir tauchen ein in einen herrlichen Mischwald voller Lärchen, Tannen, Moos und Flechten, mit weichem Boden und kühler Luft. Die Sonne lässt sich noch nicht blicken – was für den Aufstieg durchaus angenehm ist. Nach rund 500 Höhenmetern lichtet sich der Wald und wir treten in offenes Alpgebiet – hier beginnt die typische Landschaft der Remointse de Novèle, eine Sömmerungsalp mit vielen zerfallenen Gebäuden und wie Anja meinte hie heinsch hüüfe 1/16 – schade.
Wir steigen weiter. Der Weg wird steiniger. Und immer wieder bleibt der Blick zur mächtigen Staumauer haften – in der Hoffnung, endlich Wasser zu sehen. Weit oben auf dem Grat entdecken wir plötzlich einen kleinen Punkt: Edi. Nach rund 3 1/2 Stunden (mit Pausen) erreichen wir den Col de la Meina auf 2’700m. Es ist kühl hier oben, und so steigen wir rund 100 Meter ab, um am Schmelzsee windgeschützt zu lunchen.
Gut gestärkt nehmen wir den zweiten Aufstieg zum Pic d’Artsinol in Angriff. Bald erreichen wir den Grat, aber de ziiet schich ds Ganza, ii mich blengts, ich han ds vill gässe…..und noch weitere Kommentare sind zu hören.
Schliesslich stehen wir auf dem Gipfel: 2'997 Meter. Die Rundsicht ist grandios, obwohl viele der +/- 4’000er Gipfel in den Wolken hängen. Na ja, dies stört den Genepi überhaupt nicht und die Trinker äu niit iso.
Der Abstieg ins Val d’Herens gelingt mühelos. Bald schon sind wir im kleinen Skigebiet von Evolène und leichter Nieselregen begleitet uns bis zur Alpe Chemeuille. Die letzten Meter querfeldein, wir müssen uns beeilen, ds Bähnli fährt nur bis 16.30h.
Dann folgt das zweite Highlight des Tages, oder besser gesagt der Backflash: Der retro-Télésiège versetzt uns 45 Jahre zurück (Tschuggulift😊). Die Fahrt ist lang, holprig, gemütlich – und bietet unzählige Einblicke in das Leben und Werken der Evolèner. Unten im malerischen Weiler Lannaz angekommen, stehen wir vor einem verschlossenen Restaurant – also geht’s die letzten 30 Minuten zu Fuss nach Evolène, wo uns endlich das wohlverdiente Bier oder die „Joséphine“ (gschpritzta Wissa) erwartet. Ein unvergesslicher Tag im Herzen des Wallis – mit allem, was dazugehört: Wald, Wind, Weitsicht, Witz, Wasser und Wein.
Anja, ein riesiges Merci für diese süüparb Tüür chez les Welsch – mit de Baajini
Teilnehmende: Ingrid Zumtaugwald, Edi Biner, Barbara Studer, Priska Thalmann, Berthy Julen, Annette Steger, Franz Käser, Daniela Schmid, Andreas Julier
Leitung: Jakob Graven und Anja Arnold
Fotos: Alle
Berichte: Ingrid Zumtaugwald
Weiterführende Infos
„Dames coiffées“ ist ein bildhafter, poetischer Ausdruck für bestimmte Formen von Erdpyramiden, bei denen ein grosser Stein auf der Spitze einer Säule balanciert – was aussieht wie eine Frau mit Hut oder Frisur. Auf Deutsch spricht man teils von "behüteten Damen" oder "Hutsteinen", im Französischen von "Dames coiffées" oder auch "Cheminées de fée" (Feenschornsteine).
Das Val des Dix und das Val d’Hérémence sind eng miteinander verbunden, aber sie sind nicht dasselbe – hier ist die Unterscheidung:
Val d’Hérémence
Val des Dix
Staumauer Grand-Dixence
(Quelle: ChatGPT)