Leitung: Claudine Zibung
Teilnehmende: Sarah Rigert, Sabrina Marcolin, Marco Zibung
Einmal quer durch die Schweiz
Wenn der SAC Zermatt in die Üsserschwiiz reist
Zugegeben, es gibt kaum Grund, das Mattertal und die Sicht auf dutzende Viertausender zu verlassen. Schon gar nicht, um andere Berge zu besteigen, sind wir doch bestens bedient bei uns. Und doch haben dies eine Handvoll Mitglieder des SAC Zermatt Ende Juli 2022 getan – unter der fantastischen Leitung von Claudine Zibung.
Um überhaupt einmal aus dem Tal zu kommen, startete ein Teil der Gruppe die Reise morgens ab Zermatt mit einer Zugfahrt nach Leuk. Dort wechselten wir das Transportmittel und waren ab sofort mit einem Gruppenmitglied mehr und dem Auto unterwegs. Mit diesem ging’s 250 Kilometer quer durch die Schweiz mit dem vorübergehenden Ziel: Klöntal, Plätz im Kanton Glarus. Denn: Auch die Glarnerinnen und Glarner haben schöne Berge, sagt man. Diesem Gerücht wollen wir nachgehen und so heisst das morgige Ziel: Vrenelisgärtli auf 2'904 Meter über Meer via Normalroute, sprich von Südwesten via Glärnischhütte. Die Hütte ist denn auch unser heutiges Tagesziel. Von der Option Alpentaxi bleiben wir unbeeindruckt und machen uns nun mit kompletter vierköpfiger Mannschaft bei weit über 30 Grad auf – vor uns liegen plusminus drei Stunden Marschzeit und 1’140 Höhenmeter. Eigentlich nicht weiter beeindruckend – bei dieser Hitze wird der Aufstieg aber zur Qual. Bringt aber alles nix, nach oben müssen wir so oder so. Angekommen in der Glärnischhütte gibt es einen kompletten Outfitwechsel, von Tenue nass zu Tenue trocken. Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen – an dieser Stelle ist das ausserordentlich leckere Dessert in der Hütte zu erwähnen: eine unglaublich luftige Creme mit Kaffee-Geschmack. Fantastisch!
Der Morgen startet mit Frühstück um 04:30 Uhr und Abmarsch um 05:00 Uhr. Auf uns warten 910 Höhenmeter bei Schwierigkeit WS, was 3 – 5 Stunden Aufstieg bedeutet. Das SAC-Tourenportal beschreibt die Tour wie folgt: «Einfache Gletschertour mit ein bisschen Nervenkitzel am Schwandergrat und bei der Traverse auf dem Verbindungsgrat zwischen Schwandergrat und Gipfelaufbau.» Ausgerüstet mit Stirnlampe machen wir uns auf, nur um nach fünf Minuten bereits eine Zwangspause einzulegen. Regen setzt ein, wir montieren unsere Regenjacken. Bis zum Gletscher wird’s ungemütlich nass, und doch geniessen wir den Aufstieg in der Dunkelheit, ohne Wortaustausch. Pünktlich beim Glärnischfirn verabschiedet sich der Niederschlag, nun geht’s trocken weiter auf durch und durch aperem Gletscher. Die Gletscherüberquerung verläuft einwandfrei, aufgrund der Spalten lediglich ein wenig zickzackförmig. Nach dem Glärnischfirn folgt der Aufstieg bis zum Schwandergrat, dort erwartet uns dann der versprochene Nervenkitzel: zwei Ketten, die den Auf- und Abstieg zum Schwandergrat vereinfachen. Für alle mit minimaler Klettererfahrung und keiner ausgeprägten Höhenangst aber kein Problem. Es folgt der letzte Teil des Aufstiegs, via komplett schneefreiem Verbindungsgrat zum Vrenelisgärtli. Mit leichter Kletterei erreichen wir den Gipfel auf 2'904 Meter über Meer. Leider meint es das Wetter nicht allzu gut mit uns; die Sicht auf die Glarner Berge bleibt uns grösstenteils verwehrt, nur zwischendurch erhaschen wir einen Blick auf die uns mehrheitlich unbekannte Bergwelt ausserhalb des Wallis’. Dennoch schiessen wir die obligaten Gipfelfotos, bevor wir uns auf den Abstieg auf der gleichen Route begeben.
Nach insgesamt sieben Stunden gemütlichem Unterwegssein inklusive regelmässigen Snack- und Trinkpausen sind wir pünktlich um 12 Uhr mittags – ganz nach Schweizer Manier – zurück in der Glärnischhütte. Wir stärken uns mit Rösti und Kuchen, packen unsere sieben Sachen und begeben uns auf den Abstieg bis Käsern. Da überkommt uns der Ferienmodus; wir entscheiden uns für das Alpentaxi zurück nach Klöntal, Plätz, wo sich die Wege der Touren-Teilnehmenden auch trennen. Ein grosser Dank geht an Claudine, welche souverän und mit viel Charme die Tour geleitet hat. Danke auch für eine Tour ausserhalb unseres Zuhauses – immer wieder schön, den Horizont etwas zu erweitern.