Dienstag, 15. Juni 2021
Tourenleitung: Alfons Biner
Teilnehmende: Philippe Barman, Jakob Graven, Klaus Julen, Elisabeth Biner, Berthy Julen, Mirja Kronig, Bernadette Lauber, Sonja Tscherrig, Marianne Zumtaugwald
Bericht: Mirja Kronig
Fotos: Jakob Graven, Klaus Julen, Mirja Kronig, Bernadette Lauber
Die Devise lautet:
"Auf Schusters Rappen entlang dem Stockalperweg;
durch die wild-romantische Gondoschlucht von Gaby nach Gondo"
Ein Blick aus dem Fenster am frühen Morgen des 15. Juni 2021 verspricht einen wunderschönen Sommertag.
Alfons, der Wanderleiter, sammelt seine Schäfchen um 7.30 Uhr auf dem Bahnhofplatz von Zermatt ein und schon sind wir startklar für die fröhliche Fahrt via Brig und Simplonpass hinunter ins Gaby, dem Ausgangspunkt der Wanderung.
Wir geniessen den verheissungsvollen Sommermorgen, ergötzen uns am Grün der Wiesen und trauen unseren Augen nicht, als wir kurz nach der Passhöhe in feuchten Nebel eintauchen, der gespenstisch aus der Gondoschlucht emporsteigt. Wir passieren Simplondorf und nehmen Fahrt zum Gaby auf. Die Nebelschwaden formieren sich zu einem Deckel, der sich über das enge Tal legt. Fröstelnd entsteigen wir dem Postauto und ziehen schaudernd die Jacken über den Schultern zusammen. Das Rauschen des Strassenverkehrs nehmen wir wie durch Watte wahr, während wir Alfons über eine erste Holzbrücke folgen, unter der ein wilder Bergbach tosend in die Schlucht stürzt.
Ein Bergpfad, gesäumt von Pflanzen, deren Vielfalt beeindruckt, nimmt uns in Empfang. Jakob blüht auf und ist voll in seinem Element. Aufmerksamen Schülern gibt er bereitwillig Auskunft über Flechten, Moose, dunkelroten Storchenschnabel, scheuen Ehrenpreis, stolze Feuerlilien und bemerkt nebenbei, dass der haarigen Primel ein etwas modernerer Haarschnitt verpasst werden sollte. Enttäuscht sind wir von Alfons, seinem Assistenten, der sich das Erkennen der „Gitterblumen“ auf die Fahne geschrieben hat – all jener Pflänzchen, die hinter den drahtigen Absperrungen ihr Dasein fristen. Dass die Prachtexemplare Träger wunderschöner Namen – wie z. B. Strauss-Steinbrech sind, scheint ihn wenig zu beeindrucken.
Über Stock und Stein folgen wir dem Weglein, das sich an hoch aufragende Felsen schmiegt, an trutzigen Ruinen vorbei, Tal auswärts. Geisterhände haben den Nebeldeckel angehoben und Marianne glaubt, hoch oben ein Stück blauen Himmel zu erkennen. Sie weiss aus alten Erzählungen, dass in der Gondoschlucht nur jene das Firmament zu Gesicht bekommen, die bereit sind, sich hinzulegen und konzentriert einen weitentfernten Punkt zu fixieren.
Wir queren eine der vielen Brücken und finden uns vor dem Napoleonmuseum wieder. Für kurze Zeit tauchen wir in die Vergangenheit ein und versetzen uns in das Wallis, wie es sich zu Napoleons Zeiten präsentierte. Im Geiste ziehen wir den Hut vor den Pionieren, die Napoleons Traum vom direktesten Weg zwischen Paris und Mailand verwirklichten, indem sie den Simplonpass durch einen gigantischen Strassenbau passierbar machten.
Wir kehren in die Gegenwart zurück und setzen unseren Weg fort.
Treppenauf- und Abgänge führen zu kühnen Bauten, die wilde Tobel überspannen, durch die sich tosende Bergbäche seit Jahrtausenden den Weg ins Tal bahnen und interessante Gesteinsformationen bilden.
Die Felsen rücken noch näher zusammen und wir folgen dem Weg, der sich nun durch eine enge Felsenröhre schlängelt. Die Festung Gondo ist erreicht. Schwache Deckenlampen werfen ihr spärliches Licht auf nasskalte Tunnelwände und weisen uns an Kavernen und Kanonenrohren vorbei den Weg zum Ausgang.
Über einen steinigen Pfad, der sich in engen Serpentinen den steilen Hang hinabwindet, erreichen wir ein grünes Plateau, das eingepfercht zwischen Felswänden, zum Verweilen einlädt. Alfons schwärmt: „ Ein idealer Apéroplatz!“. Sagt’s, kramt im Rucksack, entnimmt seinen Tiefen einen kühlen Weisswein, entkorkt die Flasche und füllt die Weinbecher, die Elisabeth grosszügig unter uns verteilt, mit dem kostbaren Nass. Wir geniessen den feinen Burgerwein und stärken uns mit Sandwichs.
Und schon sind wir wieder abmarschbereit. Leichtfüssig überwinden wir die letzte Wegstrecke, erreichen Gondo und steuern auf die erstbeste Restaurantterrasse zu. Jede(r) gönnt sich, was das Herz begehrt: Hier ein erfrischendes Bier, da ein feines Gläschen Wein oder gar einen Riesencoup. Die Zeit vergeht wie im Fluge und Alfons drängt zum Aufbruch. Wir verschwinden im Bauch des Postautos, welches uns über den Simplon zurück nach Brig bringt. Eine Zugkomposition der MGB scheint auf uns gewartet zu haben. Mit uns und der Welt zufrieden nehmen wir Platz, lehnen uns zurück und lassen den ereignisreichen Tag Revue passieren.
Danke Alfons für die Organisation der eindrucksvollen Wanderung und danke allen Teilnehmenden für die geselligen Stunden unter Kameraden.